CTC - communities that care

Abgezockt! Parcours zur Glückspielprävention
(früher: Glücksspielparcours - Koffer zur Glücksspielprävention)
Effektivität nachgewiesen

Programminformationen

Ziel

Vermittlung von Wissen zu relevanten Aspekten zum Thema Glücksspiel. Förderung eines selbstkritischen, verantwortungsbewussten und kontrollierten Umgangs mit Glücksspielen. Informationen über Risiken des Glücksspiels, Gewinnwahrscheinlichkeiten und des Gefährdungspotenzials einzelner Glücksspiele. Reflektion des eigenen Verhaltens und Gefährdungspotentials, Bestärkung von Glücksspielabstinenz und Hinauszögern erster Spielerfahrungen.

Zielgruppe

Jugendliche ab 16 Jahren (Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe II sowie Berufsschulklassen)

Verhalten/Verhältnis
ausschließlich verhaltensbezogen
Ausschließlich verhaltensbezogene Programme setzen die Maßnahmen direkt am Individuum an, um gesundheitsbezogenes Verhalten zu beeinflussen. Dabei sollen für die Gesundheit riskante Verhaltensweisen (z.B. Rauchen, riskanter Alkoholkonsum) vermieden bzw. verändert werden sowie gesundheitsförderndes Verhalten unterstützt werden (z.B. gesunde Ernährung, Bewegung).
 
Methode

Herzstück des Programms ist ein Parcours zum Thema Glücksspiel, der aus 13 verschiedenen interaktiven Stationen besteht. An den jeweiligen Stationen sollen Schülerinnen und Schüler in Einzel-, Paar- und / oder Gruppenübungen (bis 4 Personen) sich ihres persönlichen Konsum- und Freizeitverhaltens bewusst werden, Risiken des Glücksspiels und mögliche soziale Folgen des Spielverhaltens verdeutlicht bekommen, über Wirkungen und Suchtpotenziale aufgeklärt werden und sich über Gewinnwahrscheinlichkeiten und über das Gefährdungspotenzial einzelner Glücksspiele informieren. Darüber hinaus sollen sie dazu angeregt werden, Schutzmechanismen gegen problematisches, pathologisches Spielen zu entwickeln und ihr Verhalten und ihre Einstellungen zu reflektieren und gegebenenfalls zu verändern.

Die Stationen des Parcours sind altersgerecht gestaltet und sollen selbstständig absolviert werden. Sie sind selbsterklärend und sollen der Festigung und Erweiterung des Gelernten dienen. Zu Beginn jeder Station wird den Schülerinnen und Schülern mitgeteilt, was sie lernen können, wenn sie diese Station bearbeiten. Neben den von einer Lehrkraft gesteuerten Übungen im Klassenverband sollen die Schülerinnen und Schüler mithilfe der eingesetzten unterschiedlichen Methoden vor allem dazu motiviert werden, sich selbständig Wissen anzueignen.

Das Programm sollte von einer Lehrkraft und/oder Suchtpräventionsfachkraft durchgeführt werden, beträgt ca. 5 Unterrichtsstunden und gliedert sich in drei Phasen: Thematische Einführung im Klassenverbund (75 – 90 Min), Stationenlernen (75 – 90 Min) mit 13 möglichen Stationen, davon 4 Pflichtstationen, und einer Abschlussrunde im Klassenverbund (30 Min).

Material

Koffer mit Materialien zur Durchführung des Parcours. 

Ordner mit differenzierten Einführungen, Beschreibungen, Vorlagen und Lösungsbögen inkl. CD, wird nur im Anschluss an eine Schulung ausgehändigt.

Kosten und Aufwand
mit (€) gekennzeichnete Posten erfordern finanzielle Leistungen an Externe

Für die Teilnehmenden kostenlos, für Lehrkräfte: Teilnahme an einer Unterrichtsberatung oder Fortbildung.

Ansprechperson

Niedersächsische Landesstelle für Suchtfragen (NLS)
Neela Schremmer
Tel.: 0511-62626616
E-Mail: schremmer@nls-online.de 

www.nls-online.de


Programmbewertung

Konzeptqualität

Kriterien sind erfüllt.

Evaluationsmethode und –ergebnisse

Kalke et al. 2012:

Die Evaluation erfolgte im Rahmen einer quasi-experimentellen Studie mit Follow-up nach 8 Monaten mit Interventions- und Kontrollgruppe in Hamburg. In die Analysen wurden Daten aus der Sekundarstufe I (8. bis 10. Klassen von Stadtteilschulen und Gymnasien) von 377 Schülerinnen und Schülern in der Interventionsgruppe und 244 Schülerinnen und Schülern in der Kontrollgruppe sowie Daten aus der Sekundarstufe II (Oberstufen und berufliche Schulen) von 288 Schülerinnen und Schülern in der Interventionsgruppe und 91 Schülerinnen und Schülern in der Kontrollgruppe einbezogen. Die Drop-Out-Rate lag bei der Sekundarstufe I-Befragung bei 40,5 % in der Interventions- und 35,1 % in der Kontrollgruppe. In der Sekundarstufe II-Befragung lag die Rate bei 43,6 % in der Interventions- und 49,7 % in der Kontrollgruppe. Als Outcome-Parameter wurden die Akzeptanz der Maßnahme, das glücksspielbezogene Wissen, die glücksspielbezogenen Einstellungen sowie Veränderungen im Glücksspielverhalten und Veränderungen im Computer-Onlinespielverhalten (letzteres nur in der Sekundarstufe I) erhoben. Sowohl in der Sekundarstufe I als auch in der Sekundarstufe II bewerteten die Schülerinnen und Schüler das Programm mit einer Durchschnittsnote von 2,7. Beim Wissen und bei den Einstellungen zeigten sich in der Sekundarstufe I signifikante Veränderungen zugunsten der Interventionsgruppe (Odds-Ratio: 1,9 bzw. 1,6). Auf Verhaltensebene konnten in dieser Gruppe keine signifikanten Veränderungen gefunden werden. Auch in der Sekundarstufe II zeigten die Schülerinnen und Schüler beim Wissen und bei den Einstellungen signifikante Verbesserungen zugunsten der Interventionsgruppe (Odds-Ratio: jeweils 2,0). Bei den Glücksspielen um Geld nahm in der Sekundarstufe II der Anteil derjenigen, die mindestens monatlich um Geld spielen, in den Interventionsklassen nach der Intervention von 28 % auf 23 % ab. Dagegen stieg in den Kontrollklassen der Anteil der monatlichen Spielerinnen und Spieler von 32 % auf 37 % an. Die Kontrollgruppe zeigte eine signifikant höhere Wahrscheinlichkeit mindestens monatlich Glücksspiele um Geld zu spielen als die Interventionsgruppe (Odds-Ratio: 1,8).

Ergebnisbewertung
(überwiegend) positiv
Evaluationsniveau und Beweiskraft
4 Sterne, hinreichende Beweiskraft
Zeit bis zu erwartbaren Auswirkungen auf Risiko- bzw. Schutzfaktoren

Programmumsetzung

erforderliche Kooperationen

Lehrkräfte/Suchtpräventionsfachkräfte, Niedersächsische Landesstelle für Suchtfragen 

Zur Zeit wird der Parcours aktualisiert. Dananch kann der Koffer in Niedersachsen über die Fachkräfte für Glücksspielsuchtprävention und Berlin über das Präventionsprojekt Berlin (pad gGmbH) bezogen werden (Stand 11/23).

Programm probiert in

ca. 90 Schulklassen

Die Materialien (der Koffer nebst Ordner und/oder CD) sind bislang in den Bundesländern: Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Brandenburg, Baden-Württemberg, Berlin und Hessen bei den Suchtpräventionsfachkräften verfügbar. 

Programm aufgenommen in anderen Datenbanken, best-practice-Listen o.ä.

Suchzugänge

Risikofaktoren
Präventionsebene (nach Zielgruppe)
Lebensumfeld
Alter der Zielgruppe
14 15 16 17 18 

Das Programm wurde am 03.07.2015 in die Datenbank eingestellt
und zuletzt am 15.01.2025 geändert.


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