Bei verhaltensbezogenen Programmen mit verhältnisbezogenem Anteil basiert der überwiegende Teil der Programmelemente auf verhaltenspräventiven Maßnahmen, d.h. auf Maßnahmen zur Änderung von (riskanten) Verhaltensmustern bei Einzelnen und Gruppen ohne expliziten Kontextbezug (z.B. Trainingsangebote). Zusätzlich kommen einzelne verhältnispräventive Komponenten zum Einsatz, die auf das Lebensumfeld des Individuums einwirken und durch Veränderungen der sozialen, ökologischen, ökonomischen und/oder kulturellen Lebens- und Umweltbedingungen zur Verringerung der Gesundheitsbelastung beitragen.
Methode
Durch Öffentlichkeitsarbeit und Workshops an Schulen (ab Klasse 11 und auch in Vereinen, Fahrschulen, Behörden, Betrieben für die Auszubildenden und an beruflichen Schulen) wird die Aktion bekanntgemacht und für das Thema sensibilisiert.
BOB ist die Bezeichnung für die Person einer Gruppe, die nach Absprache keinen Alkohol trinkt und sich und seine Mitfahrenden sicher nach Hause bringt. Er oder sie dokumentiert seine / ihre Verantwortungsübernahme für die Gruppe nach außen, indem er/sie sich mit dem knallgelben BOB-Schlüsselanhänger zu erkennen gibt.
Die Aktion wirbt unter Gaststätten, Kneipen und Diskotheken für eine Teilnahme. Dort erhält BOB ein alkoholfreies Getränk gratis.
Röser, F., Hamburger, K., Knauff, M. (2012). Evaluation der Aktion BOB: Befragungen und statistische Analyse. Abschlussbericht. Gießen: Justus-Liebig-Universität Gießen.
(Zeitreihen - Untersuchung mit Kontrollgruppen, Prozessevaluation zu Bekanntheit und Akzeptanz der Aktion BOB):
Die Evaluationsstudie analysiert die Verkehrsunfallzahlen der Jahre 2006 (Einführung von BOB in 2007) bis 2011 mit dem Schwerpunkt bei 18-24 jährigen Fahrerinnen und Fahrern mit und ohne Alkoholeinfluss in Hessen. Landkreise, in denen BOB eingeführt wurde, werden mit anderen Landkreisen ohne BOB und der Entwicklung in Hessen insgesamt verglichen.
Die Unfälle nach Alkoholkonsum im Bereich der BOB-Region gingen signifikant zurück. Dieser Trend fällt bei den 18-24 Jährigen am deutlichsten aus. Im LK Lahn-Dill (BOB-Region) ist die Gesamtzahl der Unfälle der 18-24 Jährigen unter Alkoholeinfluss im Jahr 2011 gegenüber dem Jahr 2006 um 58% zurückgegangen, im statistisch vergleichbaren LK Limburg-Weilburg hingegen nahmen die Unfälle um 9% zu.
Bei einem Vergleich der Unfälle der 18-24 Jährigen unter Alkoholeinfluss in Mittelhessen mit dem gesamten Bundesland Hessen (ohne Mittelhessen), nahmen die Unfälle in der BOB Region stärker ab (44%) als in ganz Hessen (27%). Wie groß der Anteil der Aktion BOB am Zustandekommen dieser Unterschiede war, ließ sich mit der Evaluationsmethode nicht beantworten.
Die Prozessevaluation zeigt einen hohen Bekanntheitsgrad und eine große Akzeptanz der Aktion BOB in den Einsatzgebieten auf.
Ergebnisbewertung
(überwiegend) positiv
Evaluationsniveau und Beweiskraft
2 Sterne, vorläufige Beweiskraft
Zeit bis zu erwartbaren Auswirkungen auf Risiko- bzw. Schutzfaktoren