Pawils et al. 2013:
Babylotse ambulant: Machbarkeitsstudie, Bedarfsanalyse und prospektive Interventionsstudie, quasi-experimentell mit Vergleichsgruppe
Der bestehende Unterstützungsbedarf wird im Rahmen der Machbarkeitsstudie und Bedarfsanalyse bestätigt durch Angaben der befragten Mütter bzw. Eltern (n=117), einer bundesweiten Befragung von Gynäkologinnen und Gynäkologen (n=1035), wie auch durch die Ergebnisse der Evaluation des Modellprojektes Babylotse Hamburg (stationär) und die Evaluation der rückläufigen Screeningbögen (n=487) des Projektes Babylotse ambulant (48% auffälligem oder unklarem Risiko). Die Akteursbefragung (Babylotsen, Mütter bzw. Eltern, Arzthelferinnen, Gynäkologinnen und Gynäkologen) zeigt eine sehr gute Bewertung des Projektes. Die konkrete Begleitung durch die Babylotsen bedarf zur weiteren Optimierung (Zeitpunkt und Inhalt der einzelnen Kontakte) weiterer Evaluation. Eine Wirksamkeitsanalyse u.a. mittels des Outcomeparameters Selbstwirksamkeitserwartung lag zum Zeitpunkt des Endberichtes noch nicht vor. Die Rekrutierung der Teilnehmenden startete verzögert, so dass die notwendige Erhebung zum Zeitpunkt des 1. Geburtstages der Kinder noch nicht erfolgen konnte.
Pawils et al. 2010:
Babylotse stationär: prospektive Interventionsstudie, quasi-experimentell mit Vergleichsgruppe;
Vergleich der Veränderungsrichtung zwischen Müttern bzw. Familien mit und ohne Risikofaktoren, also mit und ohne Babylotsenkontakt; durchgeführt 2008-2010 an einer Geburtsklinik in Hamburg
Interventionsgruppe (IG) (n=211): Mütter bzw. Familien, mit Teilnahme am Babylotsen Programm nach Screening aufgrund eines erhöhten oder unklaren Risikos
Vergleichsgruppe (VG) (n=155): zufällig ausgewählte Stichprobe von Müttern bzw. Familien, die aufgrund eines unauffälligen Screeningergebnisses keinen Kontakt zum Babylotsenprogramm hatten
Outcomeparameter Gesundheit der Kinder und Bindungsqualität zum 1. Geburtstag
- körperliche Untersuchung, Einschätzung zum Pflegestand, Identifikation häuslicher Gewalteinwirkung, Einschätzungen zu Problemen im Sozialraum, durchgeführt von einer nachsorgeerfahrenen Kinderkrankenschwester im häuslichen Umfeld;
ausgewertet zum Stichtag: IG n=70, VG n=59;
Der einzig berichtete signifikante Unterschied bzgl. der körperlichen Untersuchung bestand im Kopfumfang, der in der IG 1cm geringer war. Es ergaben sich keine signifikanten Unterschiede bzgl. der verhaltensbezogenen und körpermotorischen Entwicklungen. Für die Lebenssituation und Lebensqualität ergaben sich ausschließlich signifkante Unterschiede für den Sozialraum, der für die IG sgnifikant schlechter bewertet wurde, im Vergleich zur VG für das Verhältnis Wohnungsgröße zur Familiengröße, Schlafplatz des Kindes, Anregungen und Spielmöglichkeiten für das Kind, finanzielle Situation und die familiäre Beziehungssituation, nicht aber für Hygiene, Schutz vor Gefahren und die gesundheitliche Situation der Erziehungsperson.
- Befragung der jeweiligen Kinderärztinnen und -ärzte zu Teilnahme an U-Untersuchungen, chronischen Erkrankungen sowie Behinderungen (schriftlicher Fragebogen);
ausgewertet zum Stichtag: IG n=47, VG n=36
Die Ergebnisse IG und VG sind vergleichbar.
- Bewertung der Eltern-Kind-Interaktion mittels der Fremde-Situations-Testung durch geschulte wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (standardisiertes beobachtendes Verfahren);
ausgewertet zum Stichtag: IG n=12, VG n=7;
deskriptive Auswertung aufgrund niedriger Fallzahl; in der VG ist überwiegend ein sicherer Bindungsstil zu finden (n=5), in der IG überwiegend ein unsicher-vermeidender bzw. ambivalenter Bindungsstil (n=7) und nur für weniger als die Hälfte der beobachteten Kinder ein sicherer Bindungsstil (n=5).
Da die IG als Familien mit höherem Risiko identifiziert wurden im Gegensatz zur KG, können die Ergebnisse u.E. vorsichtig als positiver Trend zugunsten der Intervention interpretiert werden, auch wenn diese Interpretation durch die Autoren nicht vorgenommen wird.