Stärkung der Selbstbehauptungskompetenzen der Kinder gegenüber Gleichaltrigen und Erwachsenen, Prävention von sexuellem Kindesmissbrauch durch Vermittlung von Wissen und Handlungsstrategien an Kinder.
Kinder im Grundschulalter (7-12 Jahre)
Das zentrale Medium von „Cool and Safe“ ist ein webbasiertes Online-Spiel mit über 40 Kurzfilmen sowie zahlreichen Bildern und Spielen, um Kindern Wissen und Handlungsmöglichkeiten in ambivalenten oder risikoreichen Kontaktsituationen (im häuslichen Umfeld, bei Ansprache von Fremden und bei Kontakten im Internet) zu vermitteln.
Das Internet ist hier zum einen Medium des Programms (Infotainment/Edutainment-Angebot) und zum anderen Inhalt des Programms (s. unten, Einheit 3).
Eine virtuelle Leitfigur (Känguru „Smoggy“) führt die Kinder durch das Training (Dauer: mind. 90 Min. bzw. zwei Schulstunden), nachdem sich jedes Kind mit einem Nick-Name und mit einem Passwort angemeldet hat.
Das webbasierte Training kann von den Kindern selbstständig oder begleitet von Eltern bzw. Lehrkräften durchgeführt werden. Eine Begleitung von Erwachsenen wird empfohlen, um ggf. Gesprächsbedarf der Kinder aufzufangen.
Die Themen werden kindgerecht dargestellt: Videos werden zur anschaulichen Darstellung verwendet, aber potentiell aufwühlende Szenen werden vermieden. Es werden keine Szenen mit sexualisierter Gewalt dargestellt. Thematisiert werden unangenehme Alltagsberührungen.
Fünf thematische Einheiten müssen in einer vorgegebenen Reihenfolge absolviert werden:
Dabei kann das Online-Training jederzeit unterbrochen und später fortgesetzt werden. Bei einer Unterbrechung wird die Nummer gegen Kummer angezeigt. Das komplette Training ist vertont und auch auf Englisch, Französisch, Spanisch und Ukrainisch erhältlich.
Eine Lehrkräfte-Version des Online-Trainings ermöglicht den Fachkräften die gezielte Auswahl einzelner Übungen.
Auf der Homepage von „Cool and Safe“ gibt es Informationen für verschiedene Zielgruppen. Hier steht auch ein Handbuch für Lehrkräfte zum Download zur Verfügung, wenn das Online-Training im Rahmen des Schulunterrichts eingesetzt werden soll. Bei thematischer Einbettung in den Unterricht kann sich das Training auf bis zu 13 Schulstunden (4-6 Wochen) erstrecken.
Auf der Webseite ist Begleitmaterial zum Download hinterlegt: Handbuch für Lehrkräfte (dies unterstützt die Umsetzung, umfasst auch einen Abschnitt zum Vorgehen bei Verdacht auf Kindesmisshandlung/ sexualisierte Gewalt oder auf Cyberbullying inkl. Dokumentationsvorlagen), Übersichtsblatt: 7 Tipps für deine Sicherheit, Arbeits-, Spiel- und Rätselheft, Ausmalbilder, Elterninformationen. Eine Übersicht (pdf) über die einzelnen Übungen des Programms („Folienliste“) und ein Erklär-Video für die Lehrkräfte-Version.
Erwin Maisch
Schule machen ohne Gewalt (SMOG) e.V.
Schlossbergweg 4, 36286 Neuenstein-Saasen
Tel.: 06677 - 91 82 11
Rinnert, K. und Fingerle, M. (2015) Cool and Safe – Ergebnisse der Evaluationsstudie. Goethe Universität, Frankfurt am Main. Liegt dem LPR vor.
Müller, A., Röder, M. und Fingerle, M. (2014) Child sexual abuse prevention goes online: Introducing “Cool and Safe” and its effects. Computers & Education 78: 60-65.
Müller, A., Röder, M. und Fingerle, M. (2012) Cool and Safe – Ergebnisse der Evaluationsstudie. Goethe Universität, Frankfurt am Main. Liegt dem LPR vor.
Die Kriterien sind erfüllt.
Die Kriterien sind erfüllt.
Müller et al. 2014:
Die Evaluation ist ein Quasi-Experiment in der Praxis ohne Follow-Up. Befragt wurden 286 Kinder im Alter von 8-11 Jahren in fünf Schulen eines Bundeslandes (137 Kinder in der Interventionsgruppe;149 Kinder in der Kontrollgruppe). Gemessen wurde vor der Programmdurchführung und vier Wochen danach, u.a. mit Fragen aus dem Children´s Knowledge of Abuse Questionaire, dem Emotion Awareness Questionnaire und dem Domain Specific Anxiety Questionnaire for Children sowie anhand der Auswahl angemessener Handlungsoptionen in riskanten Beispielsituationen.
Es zeigten sich signifikante Verbesserungen zugunsten der Interventionsgruppe bzgl. des Wissens, der sicheren Verhaltensintentions und des Emotionen-Nicht-Verstecken (zu Emotionsregulation). Die Interventionsgruppe zeigte keine signifikanten Veränderungen bzgl. eines eventuellen negativen Nebeneffekts, der Ängstlichkeit.
Einschränkend ist zu erwähnen, dass einige Parameter zwar erhoben, aber in der Veröffentlichung nicht beschrieben worden sind: Selbstwertgefühl, Risikowahrnehmung, Misstrauen und Lernpräferenzen. Wir legen bei der Bewertung die Annahme zugrunde, dass es sich hierbei nicht um zentrale Outcomes, sondern um intermediäre Konstrukte handelt und vermutlich wurden diese aus den Gründen des Umfangs nicht in der Publikation näher erörtert.
Gemäß den Kriterien der Grünen Liste Prävention wird die Evaluation mit dem aussagekräftigsten Evaluationsdesign der Einstufung zugrunde gelegt. Dementsprechend ist diese Evaluation von Müller et al. 2014 die Grundlage für die Einstufung.
Rinnert & Fingerle 2015:
Bei dieser Evaluation handelt es sich um eine Prä-Post mit Kontrollgruppe und mit Prozessevaluation (Zufriedenheitsbefragung der Teilnehmenden). Es wurden insgesamt 367 Kinder (199 Kinder in der Interventionsgruppe; 168 Kinder in der Kontrollgruppe) in 3. und 4. Grundschulklassen mit dem Childs Knowledge of Abuse Questionnaire sowie zur Auswahl von Handlungsoptionen befragt. Außerdem wurden Lehrkräfte (n=27) und Eltern (n=184) zur Anwendung des Trainings befragt. Die Messung erfolgte vor dem ersten Training und sechs bis acht Wochen danach.
Bei den Kindern zeigten sich signifikante Verbesserungen zugunsten der Interventionsgruppe bezüglich des Wissens und der sicheren Handlungsintention in riskanten Situationen; beim unerwünschten Nebeneffekt "Misstrauen" wurden keine signifikanten Effekte gemessen.
In der Prozessevaluation bewerteten Kinder, Eltern und Lehrkräfte das Programm größtenteils positiv/ sehr positiv. Weniger positiv waren die Angaben zur technischen Funktionaliät.
Müller et al. 2012:
Bei dieser Evaluation handelt es sich um eine Prä-Post mit Kontrollgruppe, mit einer Prozessevaluation (Zufriedenheitsbefragung der Eltern und Lehrkräfte). Es wurden insgesamt 321 Kinder (152 Kinder in der Interventionsgruppe; 169 Kinder in der Kontrollgruppe) in 3. und 4. Grundschulklassen (zwischen 8 und 11 Jahre) vor und nach dem Training mit selbst konstrierten Fragebögen zum Wissen über eigene Rechte und Handlungsstrategien, Misstrauen und Angst sowie Umgang mit eigenen Gefühlen befragt. Die Ergebnisse wurden deskriptiv dargestellt. Es gab einen deutlichen Wissenszuwachs, keinen Anstieg beim Misstrauen in der Interventionsgruppe, nur geringe Unterschiede bei der Angst zwischen Interventions- und Kontrollgruppe und keine Unterschiede beim Umgang mit eigenen Gefühlen.
Die Ergebnisse der Elternbefragung wurden nicht im Bericht dargestellt. Die Lehrkräfte bewerteten das Programm weitgehend positiv und die Umsetzbarkeit im Schulalltag im Durchschnitt mit "gut", verwiesen z.T. auf technische Herausforderungen und den Bedarf an weiterem Material, woraufhin mit der Entwicklung des Lehrkräfte-Handbuchs begonnen wurde.
Es ist anzumerken, dass bei dieser Evaluation keine Signifikanzprüfungen der Ergebnisse von Interventions- und Kontrollgruppe durchgeführt wurden.
Im Jahr 2013 wurde "Cool and Safe" mit dem Comenius Siegel aus gezeichnet und im Jahr 2015 erhielt das Projekt erneut das Comenius Siegel und die Comenius Medaille als inhaltlich und gestalterisch herausragendes Bildungsmedium.
Comenius EduMedia Awards (comenius-award.de)
Im Jahr 2014 wurde mit dem Erasmus Euro Media Siegel der European Society for Education and Communication als europaweit herausragendes Projekt ausgezeichnet.
Im Juni 2021 wurde SMOG e.V. für das Projekt "Cool and Safe" der Präventionspreis des Landes Hessen verliehen.
Das Programm wurde am 07.11.2023 in die Datenbank eingestellt
und zuletzt am 13.11.2024 geändert.