CTC - communities that care

BASS
Bausteinprogramm schulische Suchtvorbeugung (BASS)
Effektivität theoretisch gut begründet

Programminformationen

Ziel
Suchtprävention durch Förderung der sozialen Kompetenzen sowie Wissensvermittlung und Sensibilisierung zu suchtspezifischen Themen.
Zielgruppe
Schülerinnen und Schüler der 5. bis 10. Klassen
Verhalten/Verhältnis
ausschließlich verhaltensbezogen
Ausschließlich verhaltensbezogene Programme setzen die Maßnahmen direkt am Individuum an, um gesundheitsbezogenes Verhalten zu beeinflussen. Dabei sollen für die Gesundheit riskante Verhaltensweisen (z.B. Rauchen, riskanter Alkoholkonsum) vermieden bzw. verändert werden sowie gesundheitsförderndes Verhalten unterstützt werden (z.B. gesunde Ernährung, Bewegung).
 
Methode

BASS bietet Programmbausteine für die 5./6. Klasse, die 7./8. Klasse und die 9./10. Klasse an, jeweils mit Grundlagen- und Vertiefungsmodulen:

Der Programmbaustein für die 5./6. Klassen (8 Doppelstunden) umfasst die Themen Einführung in das Thema Sucht, Suchtursachen, Meine Stärken – meine Schwächen und Gruppendruck und Nein-Sagen. Die Themen der Vertiefungsmodule sind: Nähe – Distanz, Mädchen – Jungen, Freundeskreis und Freizeit und Medien.

Der Programmbaustein für die 7./8. Klassen (8 Doppelstunden) thematisiert die Einführung in das Thema Suchtvorbeugung, Informationen und Einstellungen zu Rauchen, Alkohol und Cannabis, Gefühle wahrnehmen und benennen sowie Dazugehören und Standfestigkeit. Die Vertiefungsmodule sind: Stress, Unser Klassenklima, Medien und Selbstbild – Fremdbild.

Im Programmbaustein für die 9./10. Klassen (6 Doppelstunden) geht es um Partykompetenz, Risikokompetenz/Risikokompetenz plus und Sucht und Abhängigkeit. Vertiefungsmodule sind: Let’s talk about Medien, Cannabis und Medien (Internetpornographie).

BASS kann in die Schulstunden integriert werden; ist aber auch außerhalb von Schulstunden anwendbar. Mit Methoden wie interaktiven Übungen (Rollen- und Theaterspiele, Gruppenarbeiten), Vorträgen und Kartenabfragen, Entspannungsübungen (Phantasiereisen) und kreative Arbeitsformen (Malen, Collagen) werden die Schülerinnen und Schüler darin gestärkt, mit sozialem Druck umgehen zu können. Sie erlernen „Nein“ zu sagen und sollen erkennen, dass unangenehme Situationen auch ohne Drogen zu bewältigen sind. Die Fähigkeiten zur konstruktiven Kommunikation sowie zum prosozialen Verhalten in der Gruppe werden gefördert.

Als theoretischen Hintergrund bezieht sich BASS auf das Risiko- und Schutzfaktorenmodell, die Theorie des geplanten Verhaltens (Ajzen 1985), die sozial-kognitive Lerntheorie (Bandura 1986) und das Lebenskompetenzmodell (Botvin 1996). Zudem besteht ein enger Bezug zum „Sozialen-Einfluss-Modell“, das u.a. auf der sozialen Lerntheorie von Bandura aufbaut und die Instanzen Peers, Familie und Medien berücksichtigt.

BASS wird in der Schule von Lehrkräften und Schulsozialarbeitenden umgesetzt. Für dieses Lehrpersonal werden Schulungen durch regionale Fachkräfte für Suchtprävention angeboten (2-, 4- oder 6-stündige Fortbildungen). Die Dauer und Intensität der Schulung richtet sich nach der Erfahrung der Schulungsteilnehmenden.

Die regionalen Fachkräfte für Suchtprävention beraten die Schulen zum BASS-Programm und zu ggf. begleitenden Maßnahmen (z.B. Möglichkeiten zur Erstellung eines Präventionskonzeptes). Fachkräfte für Suchtprävention können bei der Niedersächsischen Landesstelle für Suchtfragen an Fortbildungen zu BASS teilnehmen.

weiteres zur Zielgruppe
Material

BASS-Ordner, zu bestellen unter: https://www.nls-online.de/artikel/bass-manual/.

Der Ordner umfasst Umsetzungshinweise (didaktische Erläuterungen, Hintergrundinformationen, Arbeitsmaterialien, Kopiervorlagen), einen Leitfaden zum Umgang mit Suchtmittelkonsum an Schulen, Tipps und Hinweise zur Elternarbeit, eine Literatur- und Linkliste, Adressen der Fachstellen für Suchtprävention in Niedersachsen und niedersächsische Erlasse zum Thema Suchtprävention an Schulen.

Kosten und Aufwand
mit (€) gekennzeichnete Posten erfordern finanzielle Leistungen an Externe

BASS-Ordner: 25 € zzgl. Versand; Schulungen für Lehrkräfte und Schulsozialarbeitende kostenfrei oder mit Aufwandentschädigung (da Fachkräfte für Suchtprävention z. T. durch Land oder Kommune gefördert bzw. bei unterschiedlichen Trägern und Verbänden der Freien Wohlfahrt angestellt sind). (Stand: 27.02.2024)

Schulung für Fachkräfte für Suchtprävention (online): Kosten liegen bei ca. 20€. (Stand: 27.02.2024)

Ansprechperson
Niedersächsische Landesstelle für Suchtfragen
Ricarda Henze
Grupenstraße 4, 30159 Hannover
Tel.: 0511 – 62626617
E-Mail: henze@nls-online.de
Evaluation

Fietz, H., Holterhoff-Schulte, I. (2015). Rausch und Risiko – Bausteinprogramm zur Suchtprävention mit Jugendlichen. Evaluationsbericht. Hannover: Niedersächsische Landesstelle für Suchtfragen.

Schad-Smith, S. (2006). BASS – Bausteinprogramm schulische Suchtvorbeugung. Evaluation des Einsatzes von BASS an niedersächsischen Schulen. Bericht. Hannover: Niedersächsische Landesstelle für Suchtfragen.

Programmbewertung

Konzeptqualität
Kriterien sind erfüllt.
Umsetzungsqualität
Kriterien sind erfüllt.
Evaluationsmethode und –ergebnisse

Schad-Smith (2006):

Bei dieser Teilnehmer-Zufriedenheits-Messung wurden zwei Erhebungen in Niedersachsen durchgeführt.

An der ersten Erhebung (April/Mai 2005) wurden Personen, die den BASS-Ordner seit 2002 bestellt haben, mit einem selbst konstruierten Fragebogen schriftlich befragt. Die Ergebnisauswertung bezog sich auf 46 Personen, die BASS an ihrer Schule eingesetzt haben (hauptsächlich Lehrkräfte und Schulsozialarbeitende). BASS wurde von diesen vorranging in der 7./8. Klasse eingesetzt (35 Schulen), während die Bausteine für 9./10. Klasse in 16 Schulen und die Bausteine für 5./6. Klasse in 15 Schulen angewendet wurden. Die Mehrheit berichtete von einer bedarfsorientierten Nutzung einzelner Module. Als besonders hilfreich bewerteten sie die Informationen (zu Suchtmitteln, zur Durchführung, zu Unterrichtsvorschlägen), die kommunikationsfördernden Methoden (Spiele, praktische Übungen) sowie die weiteren Inhalte (Stressbewältigung, Essen und Schönheitsideal). Bei den Schülerinnen und Schülern sahen die Befragten folgende positiven Effekte: gesteigerte Sensibilität für Suchtthemen (n = 35), verbessertes Klassenklima (n = 18), gesteigertes Selbstbewusstsein bei Schülerinnen und Schülern (n = 16) und ein verbessertes Schulklima (n = 6). Fünf Schulen stellten bei einzelnen Bausteinen Widerstände fest, welche größtenteils aus Berührungsängsten der Schülerinnen und Schüler resultierten. Allerdings sind diese nicht näher ausgeführt.  

Bei der zweiten Erhebung (Juni 2006) wurden Personen befragt, die schon mit BASS arbeiteten (ebenfalls hauptsächlich Lehrkräfte und Schulsozialarbeitende). Der Fragebogen aus der ersten Erhebung wurde hierfür angepasst. Von den 23 in die Auswertung einbezogenen Schulen setzten 12 BASS in der 5./6. Klasse, 15 in der 7./8. Klasse und vier in der 9./10. Klasse ein. Eine Schule verwendete BASS in der Oberstufe. Die Befragten gaben an positive Effekte bei den Schülerinnen und Schüler bzgl. einer Verbesserung des Klassenklimas (n = 12), einer veränderten Einstellung der Schülerinnen und Schüler zu bestimmten Suchtmitteln (n = 11) und einer veränderten Konfliktlösung wahrzunehmen (n = 8). Außerdem beurteilten sie auf Ebene der Schülerinnen und Schüler positiv: die verbesserte Wahrnehmung des Gegenübers, das gesteigerte Selbstbewusstsein und die verbesserte Darstellungsfähigkeit. Eine Schule wies darauf hin, dass die positiven Effekte nach einigen Monaten allmählich verblassten und es weitere Maßnahmen bedarf, um die Wirkungen von BASS dauerhaft zu implementieren. Widerstände der Schülerinnen und Schüler konnten vier Befragte feststellen. Allerdings wurden diese nicht näher ausgeführt.

 

Fietz & Holterhoff-Schulte (2015):

Bei dieser Ziel-Erreichungs-Messung wurde das Teilmodul „Rausch & Risiko“ evaluiert, welches ein Bestandteil des Bausteins „Risikokompetenz/Risikokompetenz plus“ für die 9./10. Klassen ist. Ziel des Teilmoduls ist die Senkung bzw. Stabilisation des Alkoholkonsums und des „binge dringing“. Die Evaluation wurden an drei Delmenhorster Schulen mit insgesamt 8 Klassen (150 teilnehmenden Schülerinnen und Schüler) zu drei Messzeitpunkten durchgeführt (vor der Maßnahme; direkt nach der Maßnahme; ein halbes Jahr nach der Maßnahme). 70 Schülerinnen und Schüler füllten die Fragebögen zu allen drei Messzeitpunkt aus. Vor dem BASS-Baustein „Risikokompetenz/Risikokompetenz plus“ führten die Schülerinnen und Schüler einen Selbsttest durch, um sie in die Gruppe „Risikokompetenz“ (wenig bis keine Erfahrung mit Alkohol) oder „Risikokompetenz plus“ (riskantes Verhalten in Bezug Alkoholkonsum) einzuteilen. Untersucht wurde mit einem selbst konstruierten Fragebogen (1) die Risiko- und Partykompetenz, (2) die Häufigkeit des Alkoholkonsums und (3) des Binge Drinking sowie (4) die Einstellung zum Alkoholkonsum. Die Ergebnisse sind vor dem Hintergrund zu interpretieren, dass in dieser Altersgruppe der Alkoholkonsum üblicherweise zunimmt, daher sind unveränderte Ergebnisse als Stabilisierung des Verhaltens zu werten. Die (1) Risiko- und Partykompetenz wurde in negatives und positives Konsumverhalten aufgeteilt. Das positive Konsumverhalten blieb unverändert über die Zeit. Beim negativen Konsumverhalten wurden eine signifikante Verschlechterung bei den Häufigkeiten zum betrunkenen Fahrradfahren, Stress mit anderen aufgrund des Alkoholkonsums, Alkoholkonsum aufgrund von Langeweile und Alkoholkonsum bis zum betrunkenen Zustand festgestellt. Innerhalb der Gruppe der „riskant Konsumierenden“ zeigte sich eine signifikante positive Veränderung; sie trinken ein halbes Jahr nach dem Projekt seltener alleine Alkohol. Allerdings zeigte diese Gruppe zugleich signifikante Verschlechterungen hinsichtlich Stress mit anderen aufgrund des Alkoholkonsum und Alkoholkonsum aufgrund von Langeweile. Zur (2) Häufigkeit des Alkoholkonsums und (3) des Binge Drinking fanden sich keine signifikanten Veränderungen von der ersten zur letzten Messung. Hinsichtlich der (4) Einstellungen zum Alkoholkonsum wurden keine signifikanten Veränderungen über die Zeit gefunden bzgl. Einschätzung der Gefahr eines Alkoholrausches, Party ohne Alkohol, Ansprache von Freunden mit erhöhtem Alkoholkonsum. Ein halbes Jahr nach dem Projekt schätzten 5 % der Schülerinnen und Schüler in der „Risikokompetenz plus“-Gruppe ihr eigenes Trinkverhalten als zu viel ein; vor dem Projekt lag der Wert bei 0 % und alle gaben an, dass alles so bleiben kann. Hingegen würden Schülerinnen und Schüler der Gruppe „Risikokompetenz“ gerne mehr trinken. Dies erklären die Autorinnen und Autoren damit, dass der Wunsch nach Alkoholkonsum in der Zielgruppe der Jugendlichen mit zunehmendem Alter ansteigt.

Insgesamt wurde das Projekt von den Schülerinnen und Schülern als positiv bewertet.

 

Die Einstufung des Programmes erfolgte anhand der Evaluation von Schad-Smith (2006), da Fietz & Holterhoff-Schulte (2015) lediglich ein Teilmodul eines Bausteins des Gesamtprogrammes evaluieren.

Ergebnisbewertung
(überwiegend) positiv
Evaluationsniveau und Beweiskraft
0 Sterne, keine Beweiskraft
Zeit bis zu erwartbaren Auswirkungen auf Risiko- bzw. Schutzfaktoren

Programmumsetzung

erforderliche Kooperationen
Lehrkräfte oder Schulsozialarbeitende, Fachkräfte für Suchtprävention
Unterstützung bei der Umsetzung

Das Modul Risikokompetenz/Risikokompetenz plus sieht eine Trennung der Gruppe je nach Risikoprofil vor. Die Risikokompetenz plus-Gruppe sollte – wenn möglich – von einer Fachkraft für Suchtprävention geleitet werden.

Die Niedersächsische Landesstelle für Suchtfragen koordiniert ein Netzwerk und organisiert jährlich drei Veranstaltungen zum fachlichen Austausch exklusiv für die Fachkräfte für Suchtprävention.

Programm probiert in
Niedersachsen
Programm aufgenommen in anderen Datenbanken, best-practice-Listen o.ä.

Suchzugänge


Das Programm wurde am 19.04.2024 in die Datenbank eingestellt
und zuletzt am 06.11.2024 geändert.


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